Weltgebetstag 2015

Am Sonntag, den 8. März 2015 nahm ich zum vierten Mal aktiv an einem Weltgebetstag teil. Als einzige Vertreterin der lutherischen Gemeinde entdeckte ich beim ersten Vorbereitungstreffen überwiegend bekannte Gesichter, darunter zu meiner großen Freude auch Diana vom Sant’Antonio da Padova, die vor einigen Jahren bei unserem ökumenischen Chorprojekt mitgewirkt hatte. 

Ein Mutter-Tochter-Gespann erwartete um den Weltgebetstag herum die erste (Ur-)Enkelin. Tatsächlich klappte es mit der Geburt der kleinen Emma wenige Tage vor unserem „Auftritt“ im Waldensertempel. Zwei blutsverwandte Schwestern zeigten uns, dass Ökumene auch innerhalb der Familie gut funktionieren kann, denn eine war Waldenserin und die andere Katholikin.


Im Vergleich zum Jahre 2012, als wir uns erstmals bei den Waldensern auf den Weltgebetstag vorbereitet hatten, gab es einige positive Änderungen. „Damals“ schrumpfte die große Vorbereitungsgruppe zum eigentlichen Termin erheblich, denn die Frauen verteilten sich auf drei Gemeinden mit zeitgleichem Gottesdienst. 2015 hatten sich die Frauen hingegen für einen gemeinsamen Gottesdienst am Corso Vittorio entschieden.

Die größere Stimmenvielfalt und Dynamik wurde von allen geschätzt. Gerade im Hinblick auf die Ökumene war es auch praktisch, dass der Weltgebetstag dieses Mal am zweiten Sonntag des Monats März gefeiert wurde, denn somit entfiel komplett das Dilemma des Abendmahls, das von den verschiedenen Konfessionen ganz unterschiedlich interpretiert und ausgeführt wird.


An seiner Stelle gab es eine exemplarische Fußwaschung, passend zur Bibelstelle. Das Weltgebetstagslied wäre beinahe aussortiert worden, weil der offizielle Text im Italienischen nicht perfekt zum Rhythmus passt und deshalb unangenehm zu singen ist. Dieses Problem lösten wir auch gemeinsam und sogar doppelt – schließlich sprechen wir von meinem Lieblingslied im Gesangbuch (Nr. 308 Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen)! Orgel und Geige (für letztere hatte ich unsere Tochter gewinnen können) führten die Melodie bei unserem Einzug mit den Themenschildern und während der Kollekte ein und die Gemeinde durfte zum Abschluss den Text aus dem Waldensergesangbuch (Nr. 125) verwenden. 

Im Vergleich zu „unseren“ Weltgebetstagen 2013 und 2014 im Sant‘Antonio wurden die kreativen Elemente nicht gemeinsam gebastelt, sondern als „Hausaufgaben“ verteilt. Bei der Generalprobe am Samstag wurden also die erwähnten Schilder und Jesu Fußstapfen, in die wir 

symbolisch treten sollten, bereits fertig mitgebracht.  

Bei aller Effizienz kamen wir durchaus auch über die Inhalte ins Gespräch. Mehr als eine von uns war zum Beispiel überrascht, dass „Brustkrebs“ auch auf den Bahamas ein Thema zu sein scheint, das nicht nur wenige Frauen betrifft. 


Auch dieses Jahr hat es wieder Spaß gemacht, beim Weltgebetstag mitzumachen.  Ursprünglich wollte ich auch während des Gottesdienstes eine kleine Fotodokumentation in Auftrag geben, aber das scheiterte an einem unfreiwilligen Umweg meiner männlichen Verwandtschaft. Sie hatten nämlich zunächst Eingang bei einer Kirche links von der Via Madama gefunden (statt rechts, wo der Tempio Valdese zu finden ist) und waren somit in eine musikalisch anregend gestaltete Messe geraten. Als dann so gar keine Frauen auftauchten, bemerkten die beiden, dass sie zwar nicht im falschen Film, dafür aber in der falschen Kirche gelandet waren und zogen dann doch noch um. Für eine feierliche Übergabe des Fotoapparats war es dann allerdings zu spät.                           

Sabine Wolters


Quelle: Gemeindebrief NOI-WIR 2/2015 (Mai - September 2015).